Der Mini Malteser ein Märchen

Immer wieder werde ich auf sogenannte "Mini-Malteser" angesprochen und ob ich nicht diese "Rasse" züchten könnte. Es scheint im Internet die Legende umzugehen, es gäbe eine eigene Rasse diesen Namens, Malteser von besonders kleiner Körpergröße und geringem Gewicht.

 

Was als sogenannter Trend aus fernen Ländern zu uns herüberschwappt und bei so manchen Begehrlichkeiten weckt, ist in Wahrheit eine gefährliche und lebensverachtende Mode. Aber wo Nachfrage ist, da gibt es bekanntlich auch Angebot und so werden zur Zeit immer häufiger solche Miniaturhunde verschiedenster Rassen zu Massen vermehrt und im Internet mit "Mini", "Teacup" oder "winzig" angeboten um damit möglichst viel Geld zu machen. Mit seriöser Zucht hat das allerdings nichts zu tun.

 

Hunde, so klein, dass sie in einer Tasse sitzen können, mit Köpfchen, so rund wie Äpfel und Äuglein, so groß wie Kirschen. So klein, dass sie noch mit in die Handtasche passen. Prominente aus den Klatschspalten machen es vor und prompt avanciert der Minihund für die Handtasche zum Statussymbol. Man muss schon fast Angst haben, dass diese kleinen zerbrechlichen Wesen zwischen Handy und Portmonnaie zerquetscht werden könnten. Wo bleibt der Hund, das lebende Wesen, mit seinen Bedürfnissen? Wie ist  es um die artgerechte Haltung eines solchen Winzlings bestellt?

 

Zum Thema "Rasse Mini-Malteser" muss man sagen, dass sie aus dem Nicht-Wissen einiger Weniger geboren wurde, denn es gibt keine solche Rasse und auch keine verschiedenen Schläge innerhalb der Rasse Malteser. Der Rassestandard sieht ein Mindestgewicht von 3kg vor und das hat auch seinen guten Grund. Auch wenn zweifelhafte Moden immer kleinere Hunde fordern, ist die Gesundheit von Elterntieren und Welpen bei der gezielten Züchtung solcher Zwerge höchstgradig gefährdet. Um so kleine Tiere zu züchten, die ausgewachsen häufig weniger wiegen als normale Welpen dieser Rasse, müssen nicht nur konsequent viel zu kleine Tiere miteinander verpaart werden, oftmals wird auch um die Kleinwüchsigkeit zu fördern gezielt Inzucht betrieben.

 

Nicht nur, dass während der Trächtigkeit und der Geburt Komplikationen auftreten können wenn das Muttertier zu klein ist, die mit einem hohen Risiko für Leib und Leben sowohl für das Muttertier als auch für die Welpen einhergehen. Bei dieser Praxis werden selbstverständlich auch andere genetische Dispositionen als die der Zwergenhaftigkeit verstärkt. Neben der Verstärkung solch gesundheitlich unbedenklicher Faktoren wie dem "roten Tränenfluss", beispielsweise wenn die Augen-Nasen-Tränenkanäle nicht angelegt sind, führt dies auch zum vermehrten Auftreten von Krankheiten. Eine Disposition zur ständigen Unterzuckerung, Missbildungen an inneren Organen und andere Probleme sind keine Seltenheit. Kränkliche, schwache Tiere sind die Folge, die ihre Besitzer nicht selten nach einem kurzen, schmerzhaften Leben mit einer unter Umständen hohen Tierarztrechnung zurücklassen.

 

Selbstverständlich ist es im Rahmen einer artgerechten Zucht durch gezielte, verantwortungsvolle Verpaarung möglich Einfluss auf die Größe und das Gewicht des Nachwuchses zu nehmen und dabei verschiedenen Vorstellungen vom künftigen Familienmitglied entgegen zu kommen, die trotzdem mit dem Rassestandard und ethischen Gesichtspunkten verträglich sind. Auch bei meinen Welpen gibt es "größere" und "kleinere" Würfe, so dass für jeden ernsthaft interessierten Welpenkäufer etwas dabei sein sollte.

 

Aber den sogenannten Mini-Malteser züchte ich nicht.

 

 

 

Wer zu diesem Thema noch mehr wissen möchte, dem sei der Artikel der Zeitschrift "DOGS today" ans Herz gelegt:

 

DOGS today, Sonderheft:  Kleiner Hund Ganz Gross,  01 / 2011